Die Sanbô-Zen-Schule

Paul Shepherd ist Zenlehrer in der japanischen Sanbô-Zen Linie, einer relativ jungen Zen-Richtung, die im vergangenen Jahrhundert in Japan entstanden ist. Das Wort Sanbô bedeutet die «Drei Schätze»: Buddha, Dharma und Sangha. Die Sanbô-Zen-Schule vereinigt die wichtigsten Elemente der beiden traditionellen Zen-Richtungen, der Sôtô- und der Rinzai-Schule.

Die Sanbô-Zen-Schule ist entstanden, als Harada Daiun Roshi (1870-1961), ein Zenmeister der Sôtô-Schule, zum Rinzai-Meister Toyota Dokutan Roshi ging, um sich unter seiner Leitung der Koan-Praxis zu widmen, da die Koan-Schulung in der Sôtô-Tradition nicht mehr möglich war. Nach Abschluss des Koan-Studiums kehrte Harada Roshi zurück in seinen Tempel und etablierte dort die Koan-Schulung als einen wichtigen Bestandteil der Zen-Praxis. Die Nachfolger Yasutani Hakuun Roshi (1885-1973) und Yamada Kôun Roshi (1907-1989) setzten diese Tradition fort. Da die Sanbô-Zen-Schule aus der Sôtô-Tradition stammt, wird Dôgen Kigen Zenji (1200-1253), der Patriarch des Sôtô-Zen in Japan, auch als Patriarch unserer Schule anerkannt und verehrt. Aus diesem Grund liegt die Betonung in der Sanbô-Zen-Schule gleichermassen auf Selbstwesenschau und Zazen. Mehr zur Entstehung der Sanbô-Zen-Schule findet man auf der Webseite der Sanbô-Zen-Schule (www.sanbo-zen.org), wie auch in den Büchern «Die drei Pfeiler des Zen» und «Zen als Lebenspraxis.» Das kleine San-Un Zendo in Kamakura, Japan, wo Paul Shepherd, Katharina Shepherd und viele andere Menschen aus dem Westen, Australien und Asien zusammen mit ihren japanischen Mitsitzenden Zen übten, bleibt das Hauptquartier der Sanbô-Zen-Schule. Inzwischen hat sich diese Schule sehr verbreitet, mit Lehrerinnen und Lehrern, die auf allen fünf Kontinenten tätig sind. 

Ein weiteres Merkmal der Sanbô-Zen-Schule ist die Betonung der Laienpraxis. Yamada Kôun Roshi war kein Mönch, sondern Familienvater mit wichtigen Aufgaben in der Gesellschaft als Direktor einer Klinik in Tokyo, wo seine Frau Kazue Yamada (1912-2014) als Ärztin tätig war. Kubota Jiun Roshi und Yamada Ryôun Roshi, der älterer Sohn von Yamada Kôun, setzen diese Tradition der Laienpraxis fort als die Nachfolger von Yamada Kôun Roshi. Es ist eine wichtige Aufgabe in der säkularisierten Welt, die Praxis in einem ausgefüllten Alltag mit Familie und Arbeit zu etablieren.